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zurück - Leseprobe - Rezensionen - weitere Bücher von Wolfgang Fienhold


ISBN 978-3-940640-02-4

Die endliche Geschichte/
Peepshow auf der Wega


von Wolfgang Fienhold
DIN A 5, ca. 163 Seiten.
Preis: 14.90 Euro
*inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten
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Leseprobe

 

"M Y S T I K - P E E P - S H O W"

So las sich die Inschrift auf der Glastür des großen, bunten Neonladens von außen. Die Tropfen des warmen Sommerregens liefen an den kalten Buchstaben herunter, aber weder die fünf männlichen Besucher noch das blonde Mädchen hinter dem Tresen hatten Augen für dieses "Naturschauspiel". Die Blonde blätterte gelangweilt in einer Illustrierten, während die Männer in kleinen Kabinen standen und mit stieren Blicken durch ein kleines Guckloch starrten. Plötzlich wurde die Tür so heftig aufgerissen, dass sie fast aus den Angeln sprang. Gaby Escapi, die Inhaberin des Ladens, die heute persönlich hinter dem Tresen saß, ließ überrascht die Zeitschrift sinken und musterte den dicken, jungen Mann ungnädig, der geradewegs auf sie zustürmte. "Tür zu!" herrschte sie ihn an. Der Junge in dem vor Nässe durchweichten Regenmantel und mit dem Hamstergesicht hielt augenblicklich inne, machte eine wenig elegante Kehre und schloss die Tür. Dann trippelte er auf Gaby zu. Sie spielte mit ihren glitzernden goldenen Ohrringen und fragte: "Bist du überhaupt schon achtzehn?" Der Dicke nickte stumm und zückte seinen Ausweis- "Na, gerade so eben", stellte Gaby fest und fuhr dann fort: "Hör zu mein Junge, ich kann die Achtzehnjährigen überhaupt nicht leiden. Es ist zwar heutzutage so, dass ihr schon zur Bundeswehr und wählen dürft, dass alle Welt ein Mordsgetue um euch macht, aber für mich seid ihr unreife Wichser, die keinen Dunst vom Leben haben. Diese Show ist nichts für dich, dafür hast du noch 38 Jahre Zeit, ich hoffe, wir haben uns verstanden." Erst schien es, als wolle der Hamsterbackige sich resigniert abwenden, aber dann erwiderte er beinahe trotzig: "Alle sind aber nicht so." Gaby blickte langsam auf: "Hast du was gesagt?" "Ich bin nicht so einer!" "Aha, endlich lerne ich mal die große Ausnahme kennen, was bist du denn für einer?" "Ich heiße Edmund Eduard Ehrlich und mache gerade mein Abitur." "Komischer Name, aber dafür kannst du ja nichts. Ich bin übrigens Gaby Escapi." "Auch nicht gerade unkomisch." "Wie man's nimmt, du siehst aus, als wärst du auf der Flucht, hast wohl gerade 'nen Schwulen gelinkt, oder was?" "Ich, nein, aber sie sind wirklich hinter mir her." "Wer, die Bullen?" "Nee, die Rocker aus der Hauptschule, die lauern mir immer vorm Gymnasium auf, bis ich rauskomme und verprügeln mich dann." "Was, du kannst dich gegen diese kleinen Jungen nicht wehren?" "Die sind immerhin sechzehn, und außerdem kann ich nicht gut boxen." "Fett und schwächlich, das liebe ich besonders." "Aber das ist noch nicht alles", trumpfte Edmund auf, "ich bin auch ein Feigling, habe einen Notenschnitt von 3,5 und hatte noch nie ein Mädchen." "O Gott, o Gott, o Gott", stöhnte Gaby, "und deshalb hast du dich in meine Show geflüchtet." "Nein, ich bin durch die erstbeste Tür gerannt, die offen schien." "Ich sehe schon, dass du nicht mehr zu verkorksen bist, deshalb kannst du dir meine Show ruhig ansehen. Hier hast du ein paar Markstücke, such dir 'ne freie Kabine aus." Edmund Eduard Ehrlich griff zögernd nach dem Geld und betrat dann eine der Kabinen. Er warf die Markstücke in den dafür vorgesehenen Schlitz und presste seine Augen an das schlüssellochförmige Glasscheibchen. Er sah eine sich drehende Scheibe, die in vielen bunten Farben schillerte; zwei schlangenähnliche Wesen räkelten sich auf ihr, verschmolzen mit den Lichtschlieren und tauchten dann wieder auf. Unvermittelt konnte Edu einen Satz erkennen, der über den Schlangenköpfen aufleuchtete, er las:


Die endliche Geschichte


Es ist gar keine rätselhafte Sache mit den menschlichen Leidenschaften und den Alten geht's da wie den Jungen. Wer niemals ganze Nachmittage, Abende und Nächte in der anheimelnden Kabine einer Peepshow stand und mit glühenden Augen und strubbeligem Haar auf die Drehscheibe stierte, der kann nicht begreifen, was Eduard, Edmund und Ehrlich empfanden. Sie erlagen der Faszination der mystischen Lichter, den zuckenden Bewegungen der Schlangenleiber, der sphärischen Rockmusik, und ehe Edmund Eduard Ehrlich, jetzt wieder ganz eins und er selbst, es sich versah, war er mitten drin im Strudel der sich drehenden Welt. Mitten drin im irisierenden Chaos der


endlichen Geschichte


1. Fuganien
durchs Nichts in ärgsten Nöten

Edu schwebte wie ein Geist über einer gespenstischen Landschaft. Er vermochte zwar zu sehen und zu hören, doch er konnte nicht materialisieren; ein körperloses Wesen, dem nur die Möglichkeit der Beobachtung gegeben war, nicht aber die, in etwaige Geschehnisse einzugreifen. Er schwebte über einem finsteren Waldgebiet, aus dem neben dem Ächzen der Bäume und den Lauten von Tieren auch lieblicher Gesang zu ihm empordrang. Er flog, ohne es steuern zu können, an der Quelle der Gesänge vorüber, nicht ohne einige Wortfetzen aufzuschnappen: >What is life? Life is a dream, life is a spell, life is ... < Hätte er einen Kopf besessen, er hätte ihn seit seinem Eintritt in diese Dimension ständig geschüttelt. So trieb er weiter, geradewegs auf eine Vierergruppe seltsamer Geschöpfe zu, die sich unter einer Felsnase angeregt unterhielten. Urplötzlich schoss ein Strahl der Erkenntnis durch Edu bzw. das, was Edu nun zu sein schien, und er wusste, wo er war und wen er da vor sich hatte. Natürlich, warum war ihm das nicht früher aufgefallen, dieser Wald, dieses Gebirge, diese Wesen, darüber hatte er in einem Buch von - wie hieß der Autor doch noch gleich? - gelesen... er war im sagenumwobenen Fuganien. Das erste Wesen am Lagerfeuer unter dem Felsen sah aus wie eine Kugel mit blutunterlaufenen Knopfaugen. Die rollte es richtig wild, während es gestikulierend auf seinen Nachbarn, einen kleinen Grünling, einredete. Der Grünling wirkte fast menschlich oder besser leprechaunisch. Der Dritte im Bunde 12 war der gehörnte Dreamling, ein ferner Verwandter des Grünlings, trotzdem standen sie sich sehr nah. Das vierte Wesen identifizierte Edu als Irrwutz, ein schweinischer Vertreter der Irrling-Familie; Edu hatte sie als recht nette Linkmichel in Erinnerung. Über dieser Gruppe hielt Edu inne - d. h. genauer gesagt, er wurde gestoppt - so, als wolle jemand, dass er dem Gespräch lausche. "Also ich rekapituliere noch einmal", sagte gerade das wild rollende Knopfauge, "wir vier haben alle das gleiche Ziel und eine ebensolche Botschaft, wie ich vermute. Es wird Zeit, dass mal einer von euch damit rausrückt, was Sache ist." "Mach du doch den Anfang", schlug der Grünling vor ... "Schön, ich will mal nicht so sein. Also, ich will zur Freundlichen Vorsitzenden, weil sich seltsame Dinge in diesem unserem Lande ereignen." "Ha, also doch", grunzte die Irrwutz, "bei uns ist es genauso. Ich komme vom Alt-Fäul-Tal, und da geschehen ebenfalls unbegreifliche Dinge." "Was denn, wie denn?" kam die Frage dreistimmig. "Tja, bei uns im Alt-Fäul-Tal, da gab es einst den kleinen Weiher Biohope, und der war eines Tages nicht mehr da, einfach weg, versteht ihr." "Wahrscheinlich ausgetrocknet", stellte die Knopfkugel realistisch fest. "Nein, nein, beileibe nicht! Wenn er ausgetrocknet wäre, dann hätte man ja wenigstens das gesehen, aber man sieht gar nichts, überhaupt gar nichts, comprende?" "Nicht mal ein Loch?" "Nichts, es ist, als ob da niemals etwas war."



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Rezensionen


Rezension von ilias:


Fienhold ist ein As. Seine Satiren sind mit das Beste, was die deutsche Literatur in diesem Genre je hervorgebracht hat. Das Buch sollte auf jeden Fall in gemütlicher Runde oder allein bei einem Glas Wein genossen werden. Den Lesefluss störend sind dabei allerdings die fehlenden Absätze, was teilweise wie eine Bleiwüste anmutet. Doch das hat nichts mit dem Autor zu tun und nimmt nur wenig vom Lesevergnügen.

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Rezension von Zwergnase73:


Durchgeknallt, witzig, aber auch anstrengend. Originelle Ideen und satirische Spitzen in zerrissene Geschichten verpackt. Das ist doch gut! Warum hört man denn so wenig vom Autor der "flambierten Frau"? Schade eigentlich...

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